Liebe Freundinnen und Freunde,
bei den inzwischen in Permanenz reinrauschenden Hiobsmeldungen über Klimakatastrophen weltweit heißt es meist: die größte Dürre-, Brand-, Hochwasser-, …-katastrophe seit 10, 20 Jahren oder seit Kriegsende. Man könnte denken: Ok, alle zehn oder zwanzig Jahre, das kann man ja noch aushalten. Bis dahin werden sie klimaverträgliche Flugreisen, CO2-freien Beton etc. entwickelt haben.
Weit gefehlt! Erstens hat es nie eine solche Gleichzeitigkeit und jeweils lange Dauer der Wetterextreme gegeben. Und zweitens befinden wir uns in einer Eskalation: Die Ereignisse werden extremer und in immer kürzeren Zeitabständen auf die Menschen weltweit hereinbrechen, und immer wieder werden sie sagen, das hätten sie in dieser Form noch nie erlebt. Dass alles viel schneller kommt als selbst die unabhängige Wissenschaft analysiert hatte, liegt an den sog. Kipppunkten, also Klimakatastrophen, die ihrerseits ohne direkten menschlichen Einfluss die Situation verschärfen, wie etwa die Kette: Erderwärmung – Tauen des Permafrosts, z.B. in Sibirien, wo die Wälder brennen – Freisetzen von Methan, einem noch gefährlicheren Treibhausgas als CO2 – usw.
Wir haben keine Zeit mehr, auf technische Lösungen zu warten, die in zehn oder zwanzig Jahren entwickelt sein werden oder nie, weil sie ja vor allem eine Botschaft sind, die suggerieren soll: Die Fliegerei, die Betonorgien, das Rumbrettern mit benzin- oder stromfressenden SUVs, alles kann so weiter gehen, wie bisher. Nein, alles muss auf den klimapolitischen Prüfstand und zwar jetzt und radikal!
Vorort in Stuttgart und Umfeld heißt das vor allem eins: kein weiteres Ausweichen, Drumrumreden und Ignorieren der Klimafolgen eines Weiterbaus von Stuttgart 21! Ein Appell an alle in der großen Pro-S21-Koalition von Politik, Verbänden und Medien! Besonders allerdings ein Appell an die Grünen, die mit dem Label Klimaschutz die Bundestagswahl gewinnen wollen und denen klimapolitisch zu Stuttgart21 nur einfällt, den Wahnsinn mit weiterem Wahnsinn à la unterirdischen Kopfbahnhof zu bekämpfen oder – besonders realpolitisch – die Kelchstützen mit Rasen zu begrünen. Als hätten sie sich nicht schon mit den Mooswänden im Kampf gegen den Feinstaub lächerlich gemacht.
Besonders wirkungsmächtig, und gern von Seiten der medialen Unterstützer von S21 verbreitet, ist das Argument „Zu spät“ – in Kretschmann-Variante „Der Käs ist gegessen“ oder in der Palmer-Variante, S21 sei „ein Fehler, den wir jetzt machen müssen“. Ist Klimawandel also auch ein Schicksal, das man ergeben hinnehmen muss?
Das Zu-spät-Argument stützt sich vor allem auf die Angst vorm schwarzen Loch. Was wäre bei einem Ausstieg? Noch mehr Chaos? Unbeherrschbarkeit? Gegen diese Schicksalsergebenheit helfen Gegenvorstellungen, konstruktive Ideen und realistische Vorschläge, wie es anders gehen könnte. Alternativen zu S21 zu entwickeln, war von Anbeginn an Markenzeichen der Bewegung gegen das Projekt.
Das galt für das K21-Konzept von 2008wie für das Umstiegskonzept von 2016:
Grundsatz war immer: ausgehend von der jeweiligen Realität von Zerstörung und Bauentwicklung Umnutzungsalternativen anzubieten. In anderen Umweltfragen wie Kohleverstromung oder Verbrennerantrieb ist von Konversion die Rede.
Inzwischen ist die Realität von S21, dass die Baugrube gegraben, die Tunnel gebohrt und ein großer Teil der Kelchstützen betoniert sind. Das war der Ausgangspunkt für die Entwicklung bzw. Fortschreibung des Umstiegskonzepts, das nach 15-monatiger Arbeit der Umstiegsgruppe, einer vorausgehenden Plausibilitätsstudie von zwei Logistikprofessen und viel investierten Spendengeldern des Aktionsbündnisses am kommenden Montag und Dienstag vorgestellt werden soll. Name des Updates: Umstieg21 Plus – Kopfbahnhof und U-Citylogistik für Stuttgart!
Zunächst für die Aktiven:
Infos über das Anliegen, die Arbeiten, die Beteiligten und das weitere Vorgehen auf der nächsten, der
574. Montagsdemo mit:
Dr. Norbert Bongartz und Dr. Hans-Jörg Jäkel von der Umstiegsgruppe des Aktionsbündnisses werden berichten. Alles weitere s. auf der (leider vorübergehend nicht aufrufbaren) Seite www.bei-abriss-aufstand.de.
Mit Sicherheit zuvor Raddemo und danach Demozug!
Vorstellung Umstieg21 Plus
Was alles geplant ist
Am Dienstag (10.8.) vormittags geht’s weiter mit einer
- Pressekonferenz (digital), in der die Umstiegsgruppe das Konzept (nur für Journalist*innen) vorstellt, Fragen beantwortet und auf große Resonanz hofft. Über bundesweiten Presseverteiler wurde eingeladen. Es folgt eine
- Öffentliche Präsentation für alle am Dienstagabend um 18h in einem Live-Stream: https://youtu.be/WzG2IZcxhXo
Die Umstiegsgruppe und viele „Digitalexpert*innen“ aus den Reihen der Bürgerbewegung haben lange geknobelt, wie eine solche Präsentation kommunikativer machbar wäre, also näher ran käme an die Live-Präsentationen im großen Rathaussaal, Theaterhaus oder im großen Saal des Gewerkschaftshauses – wie bei der Präsentation des Umstiegskonzepts 2016. Als einzig unter den gegebenen Bedingungen realistisches blieb eine Youtube-Präsentation, in der die Zuschauer sich über einen Chat mit Fragen einschalten können. Alles, was hier offenbleibt, müssen spätere Diskussionen in vielen anderen Zusammenhängen erbringen.Teil der Präsentation ist eine
- Neue Website, erstellt von Rita Vogel, ab Dienstag 19h online unter: https://www.umstieg-21.de und eine
- Neue Broschüre UMSTIEG21 Plus, 51-seitig, layoutet von Daniel Walter, Geleitwort von Prof. Hermann Knoflacher, in großer Auflage gedruckt zur gezielten Verbreitung. Spendenorientierung 3 €. Ab Mittwoch (11.8.) morgens an der Mahnwache:
- Ein „Erklärvideo“, das das Prinzip der unterirdischen City-Logistik in der 21-Infrastruktur in 3 ½ Minuten verständlich macht. Erstellt von der Werbeagentur Albert Gehret in St. Augustin, fertig gestellt von Ulli Fetzer, Grafiken von Theo Sauerborn, besprochen von Walter Sittler. Wer noch mitgewirkt hat: s. Abspann. Hier der Link, freigeschaltet ab Dienstag 19h auch auf https://www.umstieg-21.de
- Verbreitung: in den nächsten Wochen soll das neue Konzept planmäßig und mit Hilfe möglichst vieler Aktiver digital und analog verschickt, vermailt, überreicht werden. Gern auch via Twitter, Facebook, Instagram & Co …
Banner, Plakate, Slogans der alten Mahnwache
Geschichte und Programm
Nachdem das alte Mahnwachenzelt für einen festen Holzbau gewichen ist, und bevor die neue gefestigte Mahnwache am 1. August eröffnet werden konnte, mussten viele Banner, Plakate Aufschriften ausgeräumt und abgebaut werden – historische Dokumente, die zeigen wie richtig die Bürgerbewegung gegen S21 mit ihren Aussagen und Forderungen immer gelegen hat. Vieles davon wird also nicht in die Geschichtsarchive wandern, sondern noch dringend weiter gebraucht!
Hier ein kleiner digitaler Rundgang: https://youtu.be/GlG5ViRS2LU
Fürs nächste Mal gilt: der Filmer (also ich) muss beherzigen: Bilder und Videos immer im Querformat, dann sieht man mehr, worauf es ankommt, statt Mülleimer, Gartentor und Topfpflanzen.
Schaukasten neben der Mahnwache
„ETCS – der Weisheit letzter Schluss?“
Nicht nur die neue Mahnwache ist einen Besuch wert, sondern auch der daneben platzierte Schaukasten, den Peter Müller immer wieder mit Wissenswertem bestückt. Alles zusammen: ein Infozentrum „lügenfrei“ – angesichts des auf der anderen Seite der Schillerstraße aufwändig, aber unaufrichtig und aus vielen Steuermillionen betriebenen „Infoturm Stuttgart“, der in seinem Namen lieber verschweigt, worum es geht.
Diesmal geht es im Schaukasten um ETCS, das neue digitale für S21 geplante Zugsteuerungssystem. Es mag langfristig zu Vielem nutze sein, aber mit Sicherheit nicht, um die defizitäre Kapazität durch engere Zugtaktung zu beheben, wie die DB verspricht.
& Gruß von Werner