Schutzgemeinschaft warnt vor unverantwortlichem Landverbrauch durch Filder-Städte und -Gemeinden

Die Filder ist seit Jahrzehnten einer enormen Bautätigkeit ausgesetzt, stellt die Schutzgemeischaft Filder anlässlich einer neuen Planungswelle auf den Fildern fest. Die Bürgerinitiative zählt auf: B27-Bau, Flughafenausbau in den 1990er Jahren und Autobahnausbau, viele Gewerbe- und Wohngebiete und nicht zuletzt der Messe-Neubau und die landzerstörenden Folgen der S-21-Trassen.

Die Schutzgemeinschaft warnt die Kommunen vor einem unverantwortlichen Landverbrauch durch Planungen, die in Manier von „Nach-mir-die Sintflut“ beschlossen bzw. überlegt werden. „Es ist unverantwortlich, nachdem die Filder – und damit die Landwirte und die Bevölkerung ­ – mehr als 400 Hektar Land durch die Startbahnverlängerung in den 90er Jahren und durch den Messebau verloren haben, jetzt auch noch von kommunaler Seite den Druck auf die Felder zu erhöhen“, sagt Steffen Siegel, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Filder. „Die Filderböden gehören weltweit zu den besten und fruchtbarsten Böden, diese dürfen unter keinen Umständen weiter zerstört werden!“ Statt einem weiteren Verbrauch von Land in der Fläche sollten die Kommunen gemeinsam an einem Leitbild arbeiten, dessen oberstes Ziel eine Minimierung des Flächenverbrauchs und eine Verbesserung der Lebensqualität der Menschen ist, die heute in den Kommunen wohnen.

Die Schutzgemeinschaft zählt einige Beispiele des geplanten Flächenverbrauchs auf, der in letzter Zeit bzw. in den vergangenen Tagen, bekannt wurde:

  • Der Gemeinderat Ostfildern hat dieser Tage 15 Hektar bester Ackerfläche für Gewerbeansiedlung beschlossen.

  • Neuhausen strebt bis 2020 einen Einwohnerzuwachs von ca. 1000 an. Es wird über mehr als 20 Hektar Wohn- und Gewerbefläche nachgedacht. Der Chefplaner der Region, Thomas Kiwitt sieht durch den kommenden S-Bahnanschluss „viel Potenzial für die Erschließung neuer Flächen für Wohnen und Gewerbe.“

  • Filderstadt erarbeitet gerade ein Leitbild, nach dem in den nächsten 13 Jahren die Einwohnerzahl um 3000 wachsen soll. Dafür sind 138 Hektar Land eingeplant.

  • Leinfelden-Echterdingen will in den nächsten 5 bis 7 Jahren um 2000 bis 3000 Einwohner wachsen. OB Klenk sagt: Wir brauchen dringend neue Gewerbeflächen für 2000 Arbeitsplätze.

  • Der Flughafen will seine „Airportcity“ erweitern.

  • Die Autobahn soll um 2 Spuren auf acht Spuren erweitert werden und parallel dazu soll eine landfressende ICE Trasse für Stuttgart 21 kommen. Von Wendlingen bis zum Fasanenhof werden ca. 60 Hektar bester Böden beansprucht.

  • Und so weiter.

In der Summe, so die Schutzgemeinschaft, stellt das einen noch größeren Verbrauch an Land dar, als z.B. durch die Messe verloren ging oder was durch die im Jahr 2007 geplante zweite Startbahn verloren gegangen wäre. „Diese geplante zweite Startbahn konnte in einem großartigen Widerstand, gemeinsam mit den Landwirten, den Gemeinden und den Umweltverbänden verhindert werden. Haben die Kommunen die damaligen Argumente alle vergessen?“ fragt die SG Filder

Die Schutzgemeinschaft schließt weitere Fragen und Feststellungen an:

  • Muss eine Kommune tatsächlich immer weiter wachsen – auf den besten Böden der Welt, die uns regionalnahes Gemüse sichern?

  • Das Geld aus den Baulandverkäufen und aus den dann fließenden Gewerbesteuern benötige man für Infrastrukturmaßnahmen, wie Straßen, Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten usw., wird argumentiert.

  • Doch wird bei den jetzigen Planungen nicht völlig ausgeblendet, dass jede Aufsiedlung noch mehr Straßen und Schulen usw. und damit noch mehr Geldbedarf nach sich zieht?

Steffen Siegel befürchtet: „Die ständig angetriebene Wachstumsschraube wird in nicht allzu ferner Zukunft die Filder und die Landwirtschaft völlig zerstören!“

Die SGF fordert deshalb, dass beim Planen dringend andere Prioritäten gesetzt werden.

Die Frage ist nicht: Was können wir noch an Zuwachs brauchen, sondern: Müssen wir nicht innehalten? Welche Grenzen sind strikt einzuhalten?

Steffen Siegel: „Wer diese, von unseren Vorfahren über Jahrhunderte gepflegten Böden für alle Zeiten unwiederbringlich zerstört, bedroht die Überlebensfähigkeit kommender Generationen. Wenn wir so hemmungslos weiter Land „verbrauchen“, müssen unsere Enkel womöglich einmal schlechtes, teures Kraut von anderswo einfliegen lassen!“

Kontakt:
Steffen Siegel 07158 5850