PM Der nächste Versuch, Stuttgart 21 vor dem Abgrund zu retten

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Manipulationen, unbelegte Zahlen, Über- und Untertreibungen, halbe Wahrheiten
Der nächste Versuch, Stuttgart 21 vor dem Abgrund zu retten

Obwohl die Anzeichen eines grandiosen Scheiterns von Stuttgart21 nicht mehr zu übersehen sind, versucht der DB-Vorstand mit der altbewährten Strategie des Faktenleugnens und Irreführens, das Projekt auch diesmal wieder über die Runden zu bringen, so Bündnissprecher Dieter Reicherter. Anlass sind jüngste Berichte, es gäbe im DB-Aufsichtsrat trotz erneuter Kostenexplosion weiterhin keine Stimme für den Abbruch des Projekts:
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.weiterbau-in-stuttgart-vorteilhaft-bahn-vorstand-nennt-kosten-fuer-ausstieg-aus-s-21.308ce541-5b7c-43a3-bf57-52cc4b988c0b.html

Mit einer Mixtur manipulativer Angaben wird die Unumkehrbarkeit des Projekts suggeriert – wie jedesmal, wenn es auf der Kippe steht. Tradition hat schon die Untertreibung der Kosten. Mit knapp 10 Mrd.€ wird jetzt eingeräumt, was der Bundesrechnungshof und bahnunabhängige Gutachten schon für 2015 bzw. 2016 mit nachvollziehbaren Zahlen belegt hatten. In den letzten 6 bzw. 7 Jahren ist es aber zu unzähligen Umplanungen gekommen, so dass allein deswegen das bisher Vorgesehene (Stuttgart21 I) weit über 10 Mrd.€ liegt. Hinzu kommen die im grün-schwarzen Koalitionsvertrag verabredeten sog. Ergänzungsprojekte (Stuttgart21 II), die den Kapazitätsproblemen abhelfen und den Deutschlandtakt bei S21 ermöglichen sollen. Mit den hier geplanten 47km zusätzlicher Tunnel verteuert sich das Projekt nach dem empirisch basierten Gutachten des Verkehrsexperten Karlheinz Rößler um weitere 5,3 Mrd.€, die in den Rechnungen der DB nicht auftauchen. Die aktuellen Warnungen der Bauwirtschaft, es stünden nicht mehr ausreichend Rohstoffe zum Weiterbau begonnener Projekte zur Verfügung, werden weitere Turbulenzen auslösen.

Auch fragt sich, wer nach all den gebrochenen Versprechungen der DB noch der Zusage glauben soll, das Projekt würde Ende 2025 in Betrieb genommen. Irreführend ist die Mär einer baldigen „Fertigstellung“ auch, weil zentrale Elemente wie die Fildertrasse frühestens Mitte der 30er Jahre in Betrieb gehen könnten.
Altbekannt auch das maßlose Aufblasen von Ausstiegskosten ohne jede Angabe nachvollziehbarer Berechnungen. Unerwähnt bleiben dagegen die Risiken eines technischen Scheiterns. Dies sei, so Reicherter, mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten, wenn im Falle einer Fertigstellung eine Inbetriebnahme wegen fehlenden Brandschutzes versagt werden müsse. Immer mehr Indizien wiesen darauf hin, dass der Brandschutz zum entscheidenden Sargnagel für das Projekt werde. Das Aktionsbündnis klagt deswegen gegen das Eisenbahn-Bundesamt mit dem Ziel einer generellen Aufhebung der Planfeststellung von Stuttgart 21 wegen der nicht behebbaren Mängel beim Brandschutz.
Wieder schürt die DB die Angst vor dem großen Schwarzen Loch im Falle eines Projektabbruchs. Die Legende der Unumkehrbarkeit lebt von der Leugnung, dass es Alternativen zur Fortsetzung eines de facto gescheiterten Projekts gibt. Folgerichtig daher auch die Ignorierung des Konversionskonzepts Umstieg21, das 2021 auf die neuen Projektrealitäten bezogen fortgeschrieben wurde: www.umstieg-21.de. Darin wird die Nutzung der unterirdischen S21-Infrastruktur für ein System vollautomatisierter Güterlogistik vorgeschlagen.

Während das Umstiegskonzept eine klimaentlastende Umnutzung ermöglicht, gehen die Apologeten des Weiterso auch in Zeiten eskalierender Klimabedrohungen bedenkenlos von ungebremstem Ressourceneinsatz, vor allem im Bereich von Stahl und Beton, aus.

Kontakt:
Dieter Reicherter 07192 930522 / 0151 26371131,
Werner Sauerborn 0171 320 980 1      

PM: Neue Pläne, um aus Stuttgart 21 ein Klimaschutz-Projekt zu machen

Kelchstützen für den Park – Güterverteilzentrum auf Stelzen

Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 hat diese Woche ein aktualisiertes und wesentlich ergänztes Konzept vorgelegt, wie das für S21 bereits Gebaute klimaschonend und Geld sparend umgenutzt werden kann (www.umstieg-21.de). Aktionsbündnissprecher Dr. Norbert Bongartz: „Unsere neuen Vorschläge sind eine Antwort auf die weltweit und nun auch bei uns immer drastischeren Auswirkungen der Klimakrise. Alles muss jetzt auf den Klima-Prüfstand gestellt werden, auch das Projekt S21. Es muss jetzt umgesteuert werden auf eine vor der nächsten Generation verantwortbare Nutzung des bereits Gebauten.“

An Ideen dafür mangelt es der Arbeitsgruppe nicht: So sollen einige Kelchstützen südlich des Bonatzbaus umgenutzt werden: z.B. als vier Meter hoher Brunnen zur Befeuchtung des Parks, und zwei als Ausstellungs-Pavillon oder Rund-Café. Die Freiräume dazwischen – und eine deutliche Absenkung des Geländes beim Planetarium – werden dazu führen, dass im Oberen Schlossgarten die Überschwemmungsgefahr gebannt ist. Sie würde bei dem als bis zu sechs Meter hoher Damm wirkenden „Tief“bahnhof bei extremen Starkregen drohen.

Die Tiefbahnhofhalle soll – wie schon 2016 von der Arbeitsgruppe angedacht, aber nun mit konkreten Plänen dokumentiert – nicht für Züge genutzt werden, sondern als „City-Hub“ für ein vollautomatisches Logistiksystem. Es soll Waren-Paletten z.B. vom Schienenanschluss Untertürkheim durch den S21-Tunnel in die City und von dort auf der letzten Meile per Lastenräder und elektrischen Kleinfahrzeugen zu den Empfängern bringen.

Neu dazugekommen ist ein Güterverteilzentrum über der Autobahn A8 beim Flughafen – aufgeständert, damit kein weiterer wertvoller Filderboden versiegelt wird. Es soll dafür sorgen, dass Güter auch von dort in die S21-Tunnel zur City gelangen und so deutlich weniger Lieferverkehr in die Stadt fährt.
(Siehe das exklusiv erstellte 3-Minuten-Video: https://www.youtube.com/watch?v=e0YsvgzILcA)

Schon in ihrem bisherigen Konzept hatten die Fachleute der Arbeitsgruppe UMSTIEG21 vorgesehen, dass u.a. der modernisierte Kopfbahnhof mit einem transparenten Solardach versehen und wieder an den Bonatzbau zurückversetzt wird. Und unter den Gleisen soll – über Aufzüge und Treppen direkt erreichbar – ein Zentraler Omnibusbahnhof, ein Parkhaus und ein Fahrradverleih mit Werkstatt etc. Platz finden. Das soll nun ergänzt werden durch die City-Logistik und eine angepasste Wiederherstellung des Schlossgartens.

Kontakt: Norbert Bongartz 0711 698 076, Martin Poguntke 0151 403 602 56

Rundmail vom 8. August 2021

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Liebe Freundinnen und Freunde,

bei den inzwischen in Permanenz reinrauschenden Hiobsmeldungen über Klimakatastrophen weltweit heißt es meist: die größte Dürre-, Brand-, Hochwasser-, …-katastrophe seit 10, 20 Jahren oder seit Kriegsende. Man könnte denken: Ok, alle zehn oder zwanzig Jahre, das kann man ja noch aushalten. Bis dahin werden sie klimaverträgliche Flugreisen, CO2-freien Beton etc. entwickelt haben.

Weit gefehlt! Erstens hat es nie eine solche Gleichzeitigkeit und jeweils lange Dauer der Wetterextreme gegeben. Und zweitens befinden wir uns in einer Eskalation: Die Ereignisse werden extremer und in immer kürzeren Zeitabständen auf die Menschen weltweit hereinbrechen, und immer wieder werden sie sagen, das hätten sie in dieser Form noch nie erlebt. Dass alles viel schneller kommt als selbst die unabhängige Wissenschaft analysiert hatte, liegt an den sog. Kipppunkten, also Klimakatastrophen, die ihrerseits ohne direkten menschlichen Einfluss die Situation verschärfen, wie etwa die Kette: Erderwärmung – Tauen des Permafrosts, z.B. in Sibirien, wo die Wälder brennen – Freisetzen von Methan, einem noch gefährlicheren Treibhausgas als CO2  – usw.

Wir haben keine Zeit mehr, auf technische Lösungen zu warten, die in zehn oder zwanzig Jahren entwickelt sein werden oder nie, weil sie ja vor allem eine Botschaft sind, die suggerieren soll: Die Fliegerei, die Betonorgien, das Rumbrettern mit benzin- oder stromfressenden SUVs, alles kann so weiter gehen, wie bisher. Nein, alles muss auf den klimapolitischen Prüfstand und zwar jetzt und radikal!

Vorort in Stuttgart und Umfeld heißt das vor allem eins: kein weiteres Ausweichen, Drumrumreden und Ignorieren der Klimafolgen eines Weiterbaus von Stuttgart 21! Ein Appell an alle in der großen Pro-S21-Koalition von Politik, Verbänden und Medien! Besonders allerdings ein Appell an die Grünen, die mit dem Label Klimaschutz die Bundestagswahl gewinnen wollen und denen klimapolitisch zu Stuttgart21 nur einfällt, den Wahnsinn mit weiterem Wahnsinn à la unterirdischen Kopfbahnhof zu bekämpfen oder – besonders realpolitisch – die Kelchstützen mit Rasen zu begrünen. Als hätten sie sich nicht schon mit den Mooswänden im Kampf gegen den Feinstaub lächerlich gemacht.

Besonders wirkungsmächtig, und gern von Seiten der medialen Unterstützer von S21 verbreitet, ist das Argument „Zu spät“ – in Kretschmann-Variante „Der Käs ist gegessen“ oder in der Palmer-Variante, S21 sei „ein Fehler, den wir jetzt machen müssen“. Ist Klimawandel also auch ein Schicksal, das man ergeben hinnehmen muss?

Das Zu-spät-Argument stützt sich vor allem auf die Angst vorm schwarzen Loch. Was wäre bei einem Ausstieg? Noch mehr Chaos? Unbeherrschbarkeit? Gegen diese Schicksalsergebenheit helfen Gegenvorstellungen, konstruktive Ideen und realistische Vorschläge, wie es anders gehen könnte. Alternativen zu S21 zu entwickeln, war von Anbeginn an Markenzeichen der Bewegung gegen das Projekt.

Das galt für das K21-Konzept von 2008wie für das Umstiegskonzept von 2016:

Grundsatz war immer: ausgehend von der jeweiligen Realität von Zerstörung und Bauentwicklung Umnutzungsalternativen anzubieten. In anderen Umweltfragen wie Kohleverstromung oder Verbrennerantrieb ist von Konversion die Rede.

Inzwischen ist die Realität von S21, dass die Baugrube gegraben, die Tunnel gebohrt und ein großer Teil der Kelchstützen betoniert sind. Das war der Ausgangspunkt für die Entwicklung bzw. Fortschreibung des Umstiegskonzepts, das nach 15-monatiger Arbeit der Umstiegsgruppe, einer vorausgehenden Plausibilitätsstudie von zwei Logistikprofessen und viel investierten Spendengeldern des Aktionsbündnisses am kommenden Montag und Dienstag vorgestellt werden soll. Name des Updates: Umstieg21 Plus – Kopfbahnhof und U-Citylogistik für Stuttgart!

 

Zunächst für die Aktiven:
Infos über das Anliegen, die Arbeiten, die Beteiligten und das weitere Vorgehen auf der nächsten, der

574. Montagsdemo mit:

Dr. Norbert Bongartz und Dr. Hans-Jörg Jäkel von der Umstiegsgruppe des Aktionsbündnisses werden berichten. Alles weitere s. auf der (leider vorübergehend nicht aufrufbaren) Seite www.bei-abriss-aufstand.de.

Mit Sicherheit zuvor Raddemo und danach Demozug!

Vorstellung Umstieg21 Plus
Was alles geplant ist

Am Dienstag (10.8.) vormittags geht’s weiter mit einer

  • Pressekonferenz (digital), in der die Umstiegsgruppe das Konzept (nur für Journalist*innen) vorstellt, Fragen beantwortet und auf große Resonanz hofft. Über bundesweiten Presseverteiler wurde eingeladen. Es folgt eine
  • Öffentliche Präsentation für alle am Dienstagabend um 18h in einem Live-Stream: https://youtu.be/WzG2IZcxhXo
    Die Umstiegsgruppe und viele „Digitalexpert*innen“ aus den Reihen der Bürgerbewegung haben lange geknobelt, wie eine solche Präsentation kommunikativer machbar wäre, also näher ran käme an die Live-Präsentationen im großen Rathaussaal, Theaterhaus oder im großen Saal des Gewerkschaftshauses – wie bei der Präsentation des Umstiegskonzepts 2016. Als einzig unter den gegebenen Bedingungen realistisches blieb eine Youtube-Präsentation, in der die Zuschauer sich über einen Chat mit Fragen einschalten können. Alles, was hier offenbleibt, müssen spätere Diskussionen in vielen anderen Zusammenhängen erbringen.

    Teil der Präsentation ist eine

  • Neue Website, erstellt von Rita Vogel, ab Dienstag 19h online unter: https://www.umstieg-21.de und eine
  • Neue Broschüre UMSTIEG21 Plus, 51-seitig, layoutet von Daniel Walter, Geleitwort von Prof. Hermann Knoflacher, in großer Auflage gedruckt zur gezielten Verbreitung. Spendenorientierung 3 €. Ab Mittwoch (11.8.) morgens an der Mahnwache:
  • Ein „Erklärvideo“, das das Prinzip der unterirdischen City-Logistik in der 21-Infrastruktur in 3 ½ Minuten verständlich macht. Erstellt von der Werbeagentur Albert Gehret in St. Augustin, fertig gestellt von Ulli Fetzer, Grafiken von Theo Sauerborn, besprochen von Walter Sittler. Wer noch mitgewirkt hat: s. Abspann. Hier der Link, freigeschaltet ab Dienstag 19h auch auf https://www.umstieg-21.de
  • Verbreitung: in den nächsten Wochen soll das neue Konzept planmäßig und mit Hilfe möglichst vieler Aktiver digital und analog verschickt, vermailt, überreicht werden. Gern auch via Twitter, Facebook, Instagram & Co …

Banner, Plakate, Slogans der alten Mahnwache
Geschichte und Programm
Nachdem das alte Mahnwachenzelt für einen festen Holzbau gewichen ist, und bevor die neue gefestigte Mahnwache am 1. August eröffnet werden konnte, mussten viele Banner, Plakate Aufschriften ausgeräumt und abgebaut werden – historische Dokumente, die zeigen wie richtig die Bürgerbewegung gegen S21 mit ihren Aussagen und Forderungen immer gelegen hat. Vieles davon wird also nicht in die Geschichtsarchive wandern, sondern noch dringend weiter gebraucht!

Hier ein kleiner digitaler Rundgang: https://youtu.be/GlG5ViRS2LU

Fürs nächste Mal gilt: der Filmer (also ich) muss beherzigen: Bilder und Videos immer im Querformat, dann sieht man mehr, worauf es ankommt, statt Mülleimer, Gartentor und Topfpflanzen.

Schaukasten neben der Mahnwache
ETCS – der Weisheit letzter Schluss?“

Nicht nur die neue Mahnwache ist einen Besuch wert, sondern auch der daneben platzierte Schaukasten, den Peter Müller immer wieder mit Wissenswertem bestückt. Alles zusammen: ein Infozentrum „lügenfrei“ – angesichts des auf der anderen Seite der Schillerstraße aufwändig, aber unaufrichtig und aus vielen Steuermillionen betriebenen „Infoturm Stuttgart“, der in seinem Namen lieber verschweigt, worum es geht.

Diesmal geht es im Schaukasten um ETCS, das neue digitale für S21 geplante Zugsteuerungssystem. Es mag langfristig zu Vielem nutze sein, aber mit Sicherheit nicht, um die defizitäre Kapazität durch engere Zugtaktung zu beheben, wie die DB verspricht.

& Gruß von Werner

Unterirdische Güterlogistik in der S21-Infrastruktur

Alternativen zum Weiterso
Eine wissenschaftliche Studie bestätigt nun die Plausibilität: In den S21-Tunneln müssen nicht auf Gedeih und Verderb Züge fahren.
Am Freitag, 16. April haben die Professoren Dr. Philipp Precht und Dr. Mathias Wilde von der Hochschule Coburg diese von ihnen erstellte eindrucksvolle Studie der Presse vorgestellt.
Hier ist sie: (hier die Studie als pdf-Datei)

Die Präsentation fand am Freitag, 17. April im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz statt.
hier die Präsentations-Folien als pdf-Datei

In einer Pressemeldung dazu schreibt das Aktionsbündnis:
(hier die Pressemeldung als pdf-Datei)

S21-Tunnel und -baugrube könnten für ein System vollautomatisierter Güterlogistik wirtschaftlich betrieben werden, würden eine erhebliche Entlastung der Innenstadt von Güter- und Lieferverkehren ermöglichen und wären ein „signifikanter Beitrag zur Reduzierung von Emissionen“.

Das ist das Ergebnis einer Plausibilitätsstudie, die die Logistik-Professoren Dr. Philipp Precht und Dr. Mathias Wilde von der Hochschule Coburg im Auftrag des Aktionsbündnisses erstellt haben[1]. Precht arbeitet schwerpunktmäßig zu Logistik und Supply Chain Management, Wilde im Bereich regionale Verkehrsgestaltung und nachhaltige Mobilität.

Der Straßengüterverkehr nimmt zu, vor allem der Lieferverkehr. Das beeinträchtigt Gesundheit, Sicherheit und Lebensqualität der Bürger*innen, insbesondere in Innenstädten wie Stuttgart. Zudem erzeugt der Verkehr große Mengen an Treibhausgasen. Ernst zu nehmende Klimapolitik muss deshalb auch die Verkehrswende in der Güterlogistik anstreben.

Deshalb wird seit einiger Zeit weltweit mit Konzepten unterirdischer City-Logistik (U-Logistik) experimentiert. Am weitesten in Deutschland ist Hamburg; dort wurde nach dem positiven Ergebnis einer Machbarkeitsstudie ein entsprechendes Projekt gestartet. Die Klimabilanz von U-City-Logistik hängt allerdings entscheidend davon ab, ob bestehende Infrastruktur genutzt oder neue aufwändig, mit viel Betoneinsatz und damit THG-Emissionen gebaut werden muss. Hier bietet Stuttgart mit der bereits erstellten S21-Infrastruktur ideale Voraussetzungen: Sie ermöglicht Verbindungen von den Güterumschlagplätzen an den Stadträndern direkt zu einem zentralen Umschlagplatz, einem „City-HUB“ in der Baugrube.

Zunächst ermittelten Precht und Wilde mit einer aufwändigen Methodik, dass in einem erweiterten Innenstadtbereich pro Jahr 1.5 Mio. Paletten, was 121 Mio. Packstücken entspricht, verlagerbar sind. Eine betriebswirtschaftliche Rechnung in verschiedenen Szenarien ergibt einen mittelern Preis von 6 € pro Palette für den Transport auf der vorletzten Meile – eine Größenordnung, die laut Gutachter in der Logistikbranche als wettbewerbsfähig gilt. Die Feinverteilung auf der letzten Meile, v.a. vom City HUB Bahnhofsgrube aus übernehmen dann elektrische Kleinfahrzeuge, wie z.B. Lastenräder. Für die CO2-Emissionen ergibt sich je nach Szenario ein Einsparpotential von 322 bis 1.070 t CO2 pro Jahr.

Nachdem sich das Konzept nach Aussage der Wissenschaftler als „plausibel“ erwiesen hat, empfehlen sie als nächsten Schritt eine Machbarkeitsstudie, wie sie in Hamburg bereits erfolgreich durchgeführt wurde. Nicht Auftragsgegenstand der Studie war die Frage, ob und wie welche Elemente des bisher Gebauten bzw. Zerstörten erhalten bzw. umgenutzt werden können, um die S21-Anlagen für unterirdische Güterlogistik nutzen zu können. Daran arbeitet seit längerem das Expertenteam der Umstiegsgruppe des Aktionsbündnisses. Ein Update des Umstiegskonzepts soll in nächster Zeit vorgestellt werden.

 

Kontakt (auch zu den Autoren der Studie): Werner Sauerborn 0171 320 890 1

[1] Ph. Precht/ M. Wilde, Plausibilitätsstudie S21 Güterlogistik – Nutzung des S21-Systems für die unterirdische Güterlogistik im Sinne der „Vorletzten Meile“, Coburg, April 2021, s. www.umstieg-21.de