Kulturschaffende fordern:
Die Lenk-Skulptur
„Stuttgart 21 – Chronik einer grotesken Entgleisung“
muss in Stuttgart am Standort Stadtpalais
oder an einem gleichwertigen Standort in der Landeshauptstadt bleiben!
Seit dem 25. Oktober 2020 steht die Skulptur „Stuttgart 21 – Das Denkmal – Chronik einer grotesken Entgleisung“ im Zentrum der Stadt Stuttgart, vor dem Stadtpalais am Charlottenplatz. Sie wurde von dem Bildhauer Peter Lenk geschaffen. Dessen „Imperia“ in Konstanz wurde zum Wahrzeichen der Bodensee-Stadt; sie erinnert an einen unheilvollen Teil der Konstanzer Stadtgeschichte: an das Konstanzer Konzil mit der Verbrennung des Reformators Jan Hus. Die Stuttgarter Skulptur hat das Projekt Stuttgart 21 zum Thema. Dieses ist eng verbunden mit der Zerstörung des Mittleren Schlossgartens und dem Abbau von Bahnkapazität – in Zeiten der Klimaerhitzung und des Karlsruher Klima-Entscheids ein ausgesprochen unheilvolles Projekt.
Peter Lenk hat in mehr als zwei vollen Arbeitsjahren diese Skulptur geschaffen. Rund 1300 Menschen, davon die Hälfte aus Stuttgart und Region, sammelten 150.000 Euro, um die Kosten für das Material und für die Fremdarbeit, die in dem Werk stecken, zu decken.
Kunstsachverständige betonen: Lenks Skulptur stößt auf regen, weit überwiegend positiven Zuspruch. Adrienne Braun, unter anderem aktiv für das Kulturressort der „Stuttgarter Zeitung“: „Viele Museen würden es sich wünschen, dass ihr Publikum so interessiert bei der Kunstbetrachtung wäre, wie es die Menschen vor der Stuttgarter Skulptur sind.“ Torben Giese, Direktor des Stadtpalais: „Die Skulptur hat immer zahlreiche Besucher“; es „gibt viel positives Feedback“. Dennoch wünschen sich dieselben zitierten Personen und maßgebliche Verantwortliche in der Landeshauptstadt, dass die Skulptur noch im Juni 2021 abmontiert und entweder zurück an den Bodensee transportiert oder an einen wenig attraktiven Ort in der Stadt verfrachtet wird.
Wir sehen darin einen Ausdruck von Kleingeistigkeit, die einer Landeshauptstadt nicht gut zu Gesicht steht. Wir fordern die Verantwortlichen in Stuttgart, insbesondere deren Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper, und die im Stuttgarter Gemeinderat vertretenen demokratischen Parteien auf: Demonstrieren Sie Toleranz! Die Skulptur von Peter Lenk hat vor dem Stadtpalais einen ausgezeichneten Standort gefunden. Sie sollte dort bleiben. Es sei denn, es wird für sie in Übereinstimmung mit Peter Lenk in Stuttgart ein gleichwertiger Aufstellungsort gefunden.
Der Appel wurde unterzeichnet von:
Rolf Becker (Schauspieler, Hamburg)
Klaus Gietinger (Regisseur und Autor, Saarbrücken)
Christoph Hofrichter (Schauspieler/Regisseur/Creative Producer, Stuttgart)
Bernd Köhler (Sänger, Mannheim)
Volker Lösch (Regisseur, Berlin)
Christine Prayon (u.a. „Die Anstalt“ und „heute show“, Berlin)
Jürgen Harrer, Glenn Jäger, Tammo Wetzel (PapyRossa Verlag, Köln)
Walter Sittler (Schauspieler, Stuttgart)
Max Uthoff („Die Anstalt“, München)
Konstantin Wecker (Sänger, München)
Im Anschreiben an die Medien wurde u.a. erläuternd hinzugefügt:
“Laut Kulturbürgermeister Fabian Mayer, will die Stadt „Lenks Leihgabe in Stuttgart behalten“ („Stuttgarter Zeitung“ vom heutigen Tag). Man überprüfe aktuell „zwei oder drei Standorte innerhalb des Cityrings“.
Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 sieht darin bereits einen guten Ansatz. Absolut unverständlich ist jedoch, warum die Skulptur vor dem Stadtpalais „in Bälde“ abgebaut werden muss. Dass sie dort einen vorzüglichen Standort fand, dass die Skulptur Publikum anzieht – wovon nicht zuletzt das Stadtpalais profitiert – kann man Tag für Tag beobachten. Und Baumaßnahmen für die Freitreppe stehen nach Mitteilung des Technischen Referats der Landeshauptstadt frühestens im Frühjahr 2022 an.
Im Übrigen verweisen wir darauf: Während die Stadt für Kunstobjekte, die oft wesentlich weniger Publikum als Lenks Skulptur anziehen, oft Hunderttausende Euro und mehr an städtischen Geldern investiert, hat die Skulptur von Lenk sie keinen Cent gekostet. Es waren die mehr als zweijährige Arbeit von Peter Lenk selbst und die mehr als 1.300 Spenderinnen und Spender, die dies zustande brachten, indem sie zusammen 150.000 Euro für die Materialkosten und Fremdarbeiten aufbrachten.”